Inquisition

23.6.2019

In dem 1980 erstmals erschienen Buch »Erfahrungsbilder« widmet sich der Autor Wolfgang Döbereiner unter anderem der »Inquisition der Gegenwart«. Er vergleicht in seinem Aufsatz den damaligen Angriff der Wissenschaft auf die Astrologie mit dem im Mittelalter weit verbreiteten Vorgehen gegen Abtrünnige und hält fest, dass jede Inquisition klassische Züge aufweist:

-           Die Identität zwischen Staat und Denkhaltung, wobei die Identität nahtlos ist und daher unauffällig und anonym.

-           Die Denkhaltung ist nicht »weltlich« (politisch tätig) und überlässt die Exekutive dem Staat.

-           Die Denkhaltung stütz sich auf Formeln der Macht (Glaubenssätze, Wissenschaftsdoktrin) und urteilt.

-           Die Ausschaltung Andersdenkender ist durch die Identität von Staat und Denkhaltung legitimiert.

Erläuternd wird der Philosoph Paul Feyerabend zitiert, der den »Einspruch gegen die Astrologie« von 186 führenden Wissenschaftlern und Nobelpreisträgern mit der Bulle von Papst Innozenz VIII. von 1484 vergleicht, die im »Lehrbuch über Hexerei« erschien. Er spricht von der fast wörtlichen Übereinstimmung des Anfangszitats (»Wir sind von grosser Sorge erfüllt …«) und bemerkt den »religiösen Tonfall« des Wissenschaftsanspruchs, den »Analphabetismus der Argumente« und kommt zum Schluss, dass Autorität benutzt wird, um Überzeugung zu vertreten.

Heute sind jene die Opfer der Inquisition, die sich dem Mainstream zu entziehen versuchen, indem sie selber denken, sind insbesondere jene, die in der Klimadebatte eine kritische Position einnehmen, indem sie Messverfahren und -interpretationen hinterfragen, vor allem aber darauf hinweisen, dass hier Geschäfte in Milliardenhöhe im Vordergrund stehen, es um Macht und Kontrolle geht, und eine weltweite Industrie nicht nur beteiligt, sondern federführend ist. Und auch heute wird wieder Autorität benutzt, um Überzeugung zu vertreten: »Die Wissenschaft ist sich einig (…)«, wird proklamiert, während Greta Thunberg gleichzeitig die Ehrendorktorwürde (ein Titel für besondere akademische oder wissenschaftliche Verdienste) verliehen wurde.

Veröffentlicht am 23.06.2019 20:52 Uhr.