Mohrenkopf

19.4.2021

Sehr geehrte Frau Stadtpräsidentin

Mit grossem Befremden habe ich zur Kenntnis genommen, dass die Stadt Zürich Häusernamen wie »Zum Mohrenkopf« oder »Zum Mohrentanz« als rassistisch einstuft und aus dem Stadtbild verbannen will. Die »Saubermänner« – oder sollte man besser sagen, die »Sauberfrauen«? – scheinen hier am Zug zu sein, das Unliebsame soll ausgemerzt werden, die Stadt will schliesslich mit weisser, reiner Weste dastehen. Das erinnert an dunkle Zeiten, die noch gar nicht so lange her sind.

Was ist der nächste Schritt? Müssen bestimmte Familiennamen geändert werden, etwa Mohr, Mohren, Negre, Negri, Nègre, Negro, vielleicht auch Schwarzkopf. Immerhin liesse sich Letztgenannter leicht in Weisshaupt umbenennen.

Und wie steht es übrigens mit Begriffen oder Wendungen wie »Schwarzfahren«, »Ins Schwarze treffen«, »Schwarzsehen« oder »Das schwarze Schaf sein«. Verbieten und aus den Büchern verbannen. Ist es das, was man will?

Treffend drückte es der schwarze Kieler Restaurantbesitzer Andrew Onuegbu – sein Lokal trägt den Namen »Zum Mohrenkopf« – in der ARD-Sendung »Hart aber fair« aus: »Ich brauche keine Weissen, die mir sagen, wann meine Gefühle verletzt sind.«

Mit den besten Grüssen

Volker Mohr


Veröffentlicht am 19.04.2021 10:21 Uhr.